Begehung am 15. April, 2018, Dr. Rainer Poltz (LBV Fürth) und Sigrun Mittl, Dipl.-Biol., bienen-dialoge.de

Artenliste:

Vögel

1. Feldsperling (sehr zahlreich; 1 Paar in Nistkasten brütend beobachtet)
2. Star (zahlreich)
3. Goldammer (mehrere)
4. Amsel (mehrere)
5. Kohlmeise (mehrere)
6. Mönchsgrasmücke (mind. 1)
7. Bachstelze (1)
8. Feldlerche (drüber fliegend, mehrere)
9. Mäusebussard (drüber fliegend, 1)

Ergänzung von Sigrun Mittl, Diplom Biologin, https://bienen-dialoge.de/:

Klappergrasmücke, Erlenzeisig, Rotkehlchen, Blaumeise, Dorngrasmücke, Singdrossel

Bienen

10. Dunkle Erdhummel (Bombus terrestris, zahlreiche Königinnen)
11. Ackerhummel (Bombus pascuorum, mehrere Königinnen)
12. Wiesenhummel (Bombus pratorum, mehrere Königinnen)
13. Bunthummel (Bombus sylvarum, mind. 2 Königinnen, davon mind. 1 nistend), Rote Liste Art, Kategorie V, Vorwarnstufe (2019)

https://youtu.be/oRX1l_U9B3s

14. Steinhummel (Bombus lapidarus, 1 Königin)
15. Gehörnte Mauerbiene (Osmia bicornis, mehrere)
16. Fuchsrote Sandbiene (= Rote Sandbiene Andrena fulva, mind. 1)
17. Honigbiene (Apis mellifera, mind. 2 Unterarten oder Formen, sehr zahlreich)

Soziale Faltenwespen

Begehung der Streuobstwiese am Triebweg
18. Feldwespen (Polistes spec., zahlreiche Königinnen, davon mind. 1 nistend)

19. Deutsche Wespe (Paravespula germanica, 1 Königin)

Schmetterlinge

20. Tagpfauenauge (zahlreich)
21. Kleiner Fuchs (mind. 2)

Sonstige Arthropoden

22. Wollschweber (mehrere)
23. Wolfspinnen (Pardosa spec., zahlreich)

Ergänzende Bemerkungen Dr. Rainer Poltz:

„Zusätzlich habe ich mehrere weitere Solitärbienenarten beobachtet, die ich aber nicht
eindeutig bestimmen konnte. Die Feldwespen habe ich vor allem in gut besonnten,
windgeschützten Bereichen beobachtet, was mich nicht wundert, da diese Gattung
sehr wärmeliebend ist. Das Gleiche gilt für die Solitärbienen. Stark vermuten würde
ich auf dem Grundstück auch das Vorkommen von Wolfspinnen der Gattung
Alopecosa (=Tarentula). Vertreter dieser Wolfspinnengattung leben in schütter
bewachsenen Bereichen in selbstgegrabenen Erdhöhlen, in deren Eingangsbereich
sie tagsüber auf Beute lauern.
Insgesamt finde ich das Grundstück sehr schön. Interessant ist auch die Vielfalt des Lebensraums (windgeschützte, sonnig-warme Bereiche mit vielen wärmeliebenden Arten; schattige Bereiche, ungemähte Bereiche; schütter bewachsene Bereiche; üppig bewachsene Bereiche), wodurch die Artenvielfalt nach meinem subjektiven Eindruck sehr hoch ist). Für Solitärbienen und Hummeln sehr gut und wichtig ist das
Vorkommen von

  • ungemähten oder nur alle paar Jahre gemähten Bereichen (Nistplätze in alten Grasbüscheln z.B. für die Vornwarnliste-Art Bunthummel; die noch aus dem Vorjahr stehenden trockenen Blütenstände sind prima (!), da sie gerade im Spätwinter eine wichtige Nahrungsquelle für Stieglitze und andere Samenfresser sind)
  • schütter bewachsenen, sonnigen Bereichen (Nistplätze für die besonders
  • vom Rückgang getroffenen bodenbewohnenden Wildbienen) und
  • Taubnesselbeständen (sehr wichtige Nektar- und Pollenquelle für viele Hummel und z.B. Pelzbienen der Gattung Antophora).

Aufgrund der Bereiche mit verfilzten vorjährigen Grasbüscheln und des guten Taubnesselangebots kann ich mir auch gut das Vorkommen der in Grasbüscheln nistenden Grashummel (Bombus ruderarius) (Rote Liste BRD: Kategorie 3)
vorstellen.
Nach meiner Vermutung ist das Gelände für Kiebitze eher nicht geeignet, da Kiebitze
weitläufige, freie Flächen brauchen.

Tipps zur weiteren Aufwertung

Noch mehr vielfältige Kleinstrukturen schaffen (z.B. Totholzhaufen an besonnten, windgeschützten Stellen als Nistmöglichkeit für holzbewohnende Solitärbienenarten, viele Käferarten, Schlupfwespen etc.)
Taubnesselbestände nicht zu oft mähen; öfter beim Mähen aussparen
Wildbienenhotel: Nicht im Wind baumeln lassen, sondern fixieren; evtl. weitere
Wildbienenhotels an sonnigen Gebäudewänden anbringen
Vogelnistkästen: Vor Beginn der nächstjährigen Brutsaison alle Fluglöcher nach Osten/Südosten ausrichten; Öffnungen nach Norden oder Westen sind hingegen ungünstig (kalter Luftzug)
Vogelnistkästen: Nistkästen bitte nicht zu mehreren am selben Baum anbringen, da die meisten Vögel (Ausnahme: Star) Reviere verteidigen; daher
Nistästen nach Ablauf der diesjährigen Brutsaison auf mehrere Bäume verteilen
Vogelnistkästen: evtl. Blaumeisennistkästen, Gartenbaumläufernistkästen,
Gartenrotschwanznistkästen, weiter Starennistkästen anbringen, sowie Fledermausnistkästen.
Ggf. weitere blühende heimische Sträucher oder Salweide (Salix caprea) als Nahrungsquelle für Insekten und Bruthabitate für Vögel pflanzen;
Brombeerhecken sind zwar wertvolle Lebensräume für Maskenbienen, allerdings sind Brombeeren bekanntlich nur mit hohem Aufwand in Zaum zu halten und sollten gerade die schütter bewachsenen Bodenbereiche nicht überwuchern
Allg. Angebot an heimischen Blütenpflanzen außerhalb der üppigen Obstblüte von März bis Ende Oktober erweitern
Mahd: Balkenmäher ist für Bodentiere schonender als Kreiselmäher. Eine Studie in der Schweiz hat zudem gezeigt, dass die Zahl der beim Mähvorgang getöteten Bienen zudem erheblich verringert wird, wenn ein Metallbügel, der in deutlichem Abstand vor dem Messerwerk gespannter wird, die Insekten vor einige Sekunden vor dem Mähvorgang aufscheucht.
Das Einzige an dem Grundstück aus meiner Sicht wirklich Problematische ist der Zaun. Dieser stellt nicht nur eine Wanderungsbarriere dar (u.a. Feldhasen und Igel werden von dem wertvollen Lebensraum ausgegrenzt), sondern ist auch eine Gefahrenquelle – in der Waldkauzbroschüre von LBV & NABU ist ein Waldkauz abgebildet, der sich in einem Maschendrahtzaun verfangen hat und verendet ist. Auch viele Säugetiere verenden immer wieder qualvoll in Maschendrahtzäunen. Wenn es irgendwie möglich ist, empfehle ich daher, den Zaun zu entfernen, zumindest an den Seiten und am hinteren Bereich des Grundstücks, oder wenigstens den unteren Abschnitt des Zauns durchlässig zu machen (evtl. hochkrempeln). Optimal wäre es aus meiner Sicht, den Zaun durch eine dornige/stachelige Hecke (z.B. Wildrosen, Schlehen) zu ersetzen, falls das machbar ist.

Beobachtung Andrea Vogel

Begehung der Streuobstwiese am Triebweg
Hornisse
Begehung der Streuobstwiese am Triebweg
Trauerrosenkäfer
Begehung der Streuobstwiese am Triebweg
Trauerrosenkäfer und goldglänzender Rosenkäfer in der Mitte